Rezensionen

Sankara – Atmabodha

Eine Leserin schreibt am 27. April 2009:

Welche Freude: Endlich wieder eine Schrift von Sankara, die von Raphael übersetzt und kommentiert wurde (wie z. B. das wunderbare, 2004 erschienene Vivekacudamani – Das große Juwel der Unterscheidung).

"Zwischen" den Zeilen, "hinter" dem Text "meldet" sich und "wirkt" das, was aufzeigt, dabei hilft und unterstützt "sich wieder an das zu erinnern, was man wirklich ist (die platonische Wiedererinnerung). »Dann kann man die Flügel ausbreiten und in die Heimat zurück fliegen, die uns gehört, wie Plotin sagt.« (S. 62 unten).

Hier einige Zitate aus dem Buch, die mich besonders angerührt haben:

»Es genügt nicht, auf sentimentale Weise gut zu sein; es genügt nicht emotionalen Elan in Richtung Tranzendenz zu enwickeln; es genügt nicht, einen scharfen und durchdringenden Verstand zu haben; erforderlich ist hingegen eine Reife des Bewusstseins, die aus einem tiefen "Spüren" für den Rückweg erwächst«.
(Kommentar von Raphael auf S. 37 f.)

»Es gibt Yoga-Praktiken, die bestimmte samadhi-Arten unterstützen und das Individuum in Dialog mit den Göttern treten lassen können ... sie können die Verwirklichung des prinzipalen Einen bieten, aber sie können nicht Befreiung geben. Man muss begreifen, dass Shankaras Advaitavada ... ausschließlich auf die Verwirklichung des metaphysischen Einen, ..., der absoluten Konstanten jenseits von Zeit, Raum und Ursache abzielt. Alle menschlichen und übermenschlichen Zustände sind nichts anderes als maya ...«

»Der Advaita ist jener Weg, der das Manifeste und das Nicht-Manifeste, die Welt der Menschen und die der Götter transzendiert. Aus diesem Grund kann die ganzheitliche Befreiung nur durch Erkenntnis erlangt werden und nicht durch psycho-physiologsche Übungen oder Techniken, ... Man muss daher zwischen ganzheitlicher Befreiung und universaler Bewusstseinserweiterung unterscheiden«.
(Kommentar von Raphael auf S. 39 f.)

»Nur der atman beleuchtet den Intellekt usw. und auch die Sinne, wie ein Lampe einen Krug usw. beleuchtet; der eigene atman kann nicht durch diese toten Gegenstände beleuchtet werden«.
(sutra 28 von Sankara, S. 61)

»Der atman, dessen Natur Erkenntnis ist, braucht keine anderen Erkenntnismittel, um sich selbst zu erkennen, wie eine Lampe keine anderen Lampe benötigt, um sich selbst zu beleuchten«.
(sutra 29 von Sankara, S. 61)

»Es gibt nur einen atman, und der ist unteilbare, ewige Glückseligkeit, stets identisch mit sich selbst, während seine Widerscheine wechselwirkende Phänomene sind«.
(Kommentar von Raphael auf S. 68)

Sehr schön finde ich auch, dass es am Ende des Buches ein über 20 Seiten umfassendes Glossar gibt – hilfreich auch für das Lesen andere Raphael-Bücher.