Meditationssamen – Archiv

Wintersonnenwende 2016

Universale Ordnung

Wenn der »Wille des Himmels« missachtet wird, macht der Mensch, da er den transzendenten Bezugspunkt verloren hat und nur mit seinem kleinen Ich zurückbleibt, Gesetze, die nicht richtig sind. Daraus entstehen Eigenschaften wie Verschlagenheit, Misstrauen, Pflichtverletzung, Heuchelei, Sentimentalismus und andere mehr. …

Wenn die Anschauung schwindet, stürzt die Regierung in Anarchie, und der »Fürst« taucht auf. Damit seine Regierung weiterbestehen kann, versucht er, nachsichtig und versöhnlich zu seinen Untergebenen zu sein.

Das Wesen sinkt, wenn es das Prinzip vergisst, welches das metaphysische Fundament ist, auf bewusstheitlicher Ebene langsam hinab, bis es nur noch Unordnung (pure Quantität) ist. Auch die Gesellschaft stellt, anstatt der Ausdruck von Personen zu sein, die vom Heiligen regiert sind, eine formlose Masse von Individuen dar, die von utilitaristischen Gefühlen geleitet wird, die oft in physischer und psychischer Gewalt münden. Es ist ein Zustand, in dem alle gegen alle sind. Es ist ein Stadium, in dem die universalen, sakralen und hierarchischen Werte ausgeschlossen und oft bekämpft werden.

In dem dunklen Zeitalter triumphiert die Philosophie des Werdens und der materiellen Form (Quantität) zum Nachteil der Qualität. Es ist der Sieg des Nihilismus und daher der Antitradition. Es ist die Bejahung der einfachen emotionalen Wechselbeziehung, die lediglich dem Körper und dem Verstand dient …

Wenn das transzendente Prinzip (nach dem das Wesen streben sollte, um jenes universale Bewusstsein, das es verloren hat, zurückzuerobern) ausgeschlossen wird, trübt sich jeder institutionelle Ausdruck – sei er religiöser, politischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Natur. Die Religion wird zu einer speziellen moralischen und sentimentalen Lehre (Ich-Sphäre). Die Politik wird zu einer utilitaristischen Doktrin der Macht, Demagogie und Selbstbehauptung. Die Wirtschaft wird zu einer gigantischen Maschinerie, um die Umwelt auszubeuten und nicht nur das.

Im dunklen Zeitalter verwandelt sich die Wahrheit in Meinung, die sich ständig verändert – abhängig vom Moment und vom Nutzen der einzelnen …

In so einer Gesellschaft gibt es keine Werte, nach denen man sich richten kann, …, in denen man gültige Motivationen für eine Erneuerung seiner selbst und anderer finden kann. Sie ist eine verflachte, trübe Gesellschaft im Dienste weniger, die wissen, wie sie sich über andere erheben und demagogisch vorherrschen können. …

In einer ausschließlich »profanen« Gesellschaft aus profaner Kultur, profanen Institutionen und profanen Gefühlen, … welche den Rand des degenerativen Abgrunds erreicht hat und in der das Heilige erloschen ist, sind nicht Menschen »guten Willens« notwendig, sondern Wesen, die zu einem transzendenten Willen befähigt sind und heroische Seelen vereinen können (und nicht eine Rotte empirischer Ich-Wesen); Wesen, die im Herzen aller Menschen jenen Eros, den Durst nach Göttlichem und Heiligem, zu erwecken im Stande sind, der allein die Kraft hat, die »lebenden Toten« zu erleuchteten bewussten Wesen wieder auferstehen zu lassen.

… Sollten sich diese bewussten Wesen offenbaren, wäre das Ergebnis gewiss positiv.

© Asram Vidya Dezember 2016

siehe Raphael, Feuer der Askese



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