Das Selbst und die maya
Sri Bhagavan sprach:
»Obgleich Ich das Nicht-Geborene und der unzerstörbare atman bin, obgleich Ich der Herr aller Geschöpfe bin, in meiner eigenen Natur verankert, trete Ich durch meine maya-Kraft in die Existenz ein.«
Meister Raphael kommentiert:
Wir können zwei grundlegende Begriffe festhalten: der atman, der der Zeitlosigkeit angehört und daher ohne Entstehung, Wachstum und Tod ist, sowie die maya als Werkzeug oder instrumentale Ursache einer »Erscheinung«, eines Ereignisses oder Phänomens.
So haben wir drei wesentliche Elemente, die uns das richtige Verständnis der Wirklichkeit geben:
Jenseits der drei Elemente gibt es stets den Vierten, das Absolute: Das, welches jenseits aller Betrachtungsmöglichkeiten ist ...
Das Wesen bestimmt, die maya führt aus und das Phänomen bzw. die Erscheinung taucht auf; aber nur das Wesen ist absolut und wirklich, das Übrige ist nichts weiter als Licht und Schatten.
Eine Form ist nichts anderes als eine bestimmte »momentane« und instabile maya- Konfiguration, die von einem handelnden Denker, einem menschlichen oder übermenschlichen verkörperten jiva erdacht worden ist. Die maya ist der Stoff, aus dem die »Träume« der Götter und Menschen sind; sie ist die formende Substanz (prakriti), welche die menschlichen, göttlichen, planetarischen und stellaren Formen bildet; ... sie ist der prinzipiale Äther, mit dem der Geist durch seinen Hauch Wesen und Universen erschafft; sie ist Zeit (Geschichte). ... Das ist der Grund, warum im Osten gesagt wird, das Universum sei nur eine Erscheinung oder Täuschung.
Eine Wirklichkeit ist eine echte Wirklichkeit, wenn sie identisch mit sich selbst ist, wenn sie konstant ist, wenn sie immer und überall existiert, innerhalb und außerhalb der Zeit, wenn sie nicht von anderen Wirklichkeiten abhängt und wenn nichts Widersprüchliches in ihr ist.
© Asram Vidya Juni 2012
aus Raphael, Bhagavadgita – Gesang des Glückseligen
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