Die Liebe ist Philosophin
Liebe ist Schönheit, Besonnenheit und Würde; aber nicht jene Art von Schönheit, Besonnenheit und Würde, wie sie vom Verstand definiert und anerkannt wird, denn für das Ich könnte das, was es kennenlernt, ins exakte Gegenteil umschlagen.
Die Liebe, von der hier die Rede ist, entspricht keineswegs jenen begrifflichen, ethischen und ästhetischen Normen, in denen das Ich üblicherweise das Schöne anerkennt.
Die Liebe macht das Ich orientierungslos; sie ist etwas Neues und gehört nicht in dessen Welt; sie verletzt das Ich und, wenn seine Stunde gekommen ist, vernichtet sie es.
Der Liebe liegt daran, dass der Samen »keimt« und nicht Samen bleibt; sie regt ihn so stark an, dass er aufbricht.
Die Liebe ist – laut Platon – Philosophin. Gegenstand der Liebe ist die Unsterblichkeit.
Die Liebe ist ein Dämon ... und Schönheitsliebe. Und wenn Schönheit all das ist, was in harmonischem Zusammenklang mit dem Göttlichen steht, ist auch jenes Wesen schön, das – in Einklang mit der Idee – Willen, Liebe und Weisheit manifestiert.
© Asram Vidya Oktober 2010
aus Raphael, Feuer der Philosophen
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