Meditationssamen – Archiv

Januar 2009

Überlagerung

Gestern warst du glücklich, heute nicht mehr. Was ist geschehen? – Du hast dem Bewusstseinssubstrat die Reaktion bzw. die Eigenschaft »Unglück« überlagert. Das momentane Ich identifiziert sich mit dieser Eigenschaft und glaubt, unglücklich zu sein, während es am Vortag meinte, glücklich zu sein.

Das Individuum schafft sich so seine eigene Wirklichkeit der Dinge: Frucht seiner rastlosen Vorstellungskraft. Es ersinnt die Welt einmal so und ein anderes Mal anders, aber die ihr zugrundeliegende Wirklichkeit entgleitet ihm dabei.

Erst wenn es aufhört, sich Vorstellungen zu machen und Dinge zu überlagern, kann sich die letzte Wahrheit enthüllen.
Das Wirkliche ist unendlich. Es kann nicht in uns – einfachen kontingenten Ich-Wesen – enthalten sein. Wir können uns lediglich von ihm ergreifen und absorbieren lassen. Das Feuer muss das Feuer verschlingen.

Die ewige Gegenwart ist jener spezielle Zustand des entstehungslosen atman.
Vom Gesichtspunkt des Selbst aus ist das Universum der Namen und Formen ein Sichausdehnen und Sichzusammenziehen, ein Erscheinen und Verschwinden. Durch dieses Gewahrsein kann der gesamte Prozess erkannt werden, die Magie des Daseins und des Nichtdaseins, der Mechanismus dessen, was wir Phänomen oder Erscheinung nennen.

© Asram Vidya Januar 2009

aus Raphael, Der dreifache Feuerweg


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