Dharma
»Besser [ist] der eigene dharma, auch wenn er unvollkommen erfüllt wird, als der dharma der anderen, auch wenn er vollkommen erfüllt wird. Es ist besser in Erfüllung des eigenen dharma zu sterben, denn der eines anderen richtet Schaden an.«
(Bhagavadgita III, 3)
Was bedeutet das Wort dharma? In diesem Zusammenhang die Pflicht, die das Individuum erfüllen muss, um in Harmonie zu sein mit dem Zweck seiner Inkarnation und mit dem Kontext, in dem sich sein Handeln vollziehen muss.
Das sutra rät, dem eigenen dharma zu folgen, um die zu einer bestimmten Zeit angenommenen Aufgaben nicht unerfüllt zu lassen. Heißt das nun, dass wir uns für die anderen nicht interessieren sollen? – Nein. Jedes verkörperte Wesen hat sein eigenes karma und seinen eigenen dharma und niemand sollte es dieser Verantwortung entheben, da sein Wachstum andernfalls darunter leiden würde.
Man kann anderen helfen, und zwar indem man sie in ihrer Entwicklung unterstützt. Aber bei nicht-richtigem und nicht-intelligenten Handeln kann bei der Wiedererweckung des Bewusstseins eines anderen sogar Schaden angerichtet werden.
Der dharma eines Studenten zum Beispiel besteht darin, zu studieren, fleißig Vorlesungen und Seminare zu besuchen und seinen Verstand, seine Intuition, seinen Willen usw. zu entwickeln. Wenn nun eine Person die Aufgaben-Pflichten des Studenten übernimmt, ergibt sich daraus:
Den anderen helfen ist der Imperativ unseres eigenen dharma, aber das Maß, in dem wir die Handlungen ausführen, muss wohl abgewogen und der Intelligenz unterworfen sein.
Das sutra will uns darauf hinweisen, dass das Handeln sogar bei uns selbst Schaden anrichten könnte, wenn wir uns in den Kopf gesetzt haben, unbedingt den dharma einer anderen Person erledigen zu wollen.
Deshalb ist es besser, den eigenen dharma zu erfüllen, auch wenn er fehlerhaft erledigt wird, als jenen der anderen, selbst wenn er vorbildlich ausgeführt werden würde.
© Asram Vidya Januar 2006
siehe Raphael, Fuoco di Ascesi
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