Meditationssamen - Archiv

November 2021

Pratyahara

Für den Yoga ist das, was wir als Individuum definieren, nichts als ein »Schatten«, ein Nichtsein, jener Faktor, der kommt und geht, erscheint und verschwindet, der Widerschein einer Wirklichkeit, die »dahinter« steht. ...

Ausgehend von diesem Prinzip, das auf praktischer Erfahrung beruht und nicht nur eine Theorie ist, führt uns der Yoga zu dem, was hinter dem konditionierten Schatten-Widerschein, hinter den Sinnen (indriya), dem Verstand (manas) und auch hinter der Gesamtheit der unterbewussten Inhalte (citta) steht, damit wir nach der Wirklichkeit suchen, nach dem purusa als Sein, das nicht wird und weder erscheint noch verschwindet, sondern auf seinem svarupa basiert (I,3) und den Zeugen aller erdenklichen Handlungen des Körpers, der Sinne und des denkenden Verstandes darstellt. ...

Die Sinne können an- oder abwesend, krank, verändert, durch das Alter degeneriert oder in ruhiger Verfassung sein; da der Verstand keine absoluten Werte liefert, interpretiert er die Gegebenheiten immer wieder aufs Neue; so kann sich die Reaktion der guna stets verändern und sich von Anziehung in Abneigung, von Hass in Liebe und umgekehrt verwandeln. Damit nun aber all diese Bewegungsmodalitäten, diese polaren Alternativen erkannt werden können, muss es offensichtlich einen Zeugen geben, der in der Lage ist, sowohl die eine als auch die andere Bewegung wahrzunehmen; ...

Damit die Dualität wahrgenommen werden kann, muss es mit anderen Worten etwas geben, das stets konstant bleibt. Dieses Etwas ist, wie wir gesehen haben, der purusa-Zeuge. Diese Aussage ist vor allem mit dem pratyahara nachprüfbar.

© Asram Vidya November 2022

siehe die Neuerscheinung,
Patañjali, Yogadarsana - Der königliche Weg der Verwirklichung
Übersetzung aus dem Sanskrit und Kommentar von Raphael



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