Meditationssamen – Archiv

Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche 2021

Tod und Wiedergeburt

Zu Ostern versammelt sich die gesamte Christenheit in Stille um den zentralen Inhalt der österlichen Erfahrung; »in Stille«, weil die Kirche in dieser Zeit in Trauer ist: Jesus ist gestorben und wartet auf den Moment der »Wiedergeburt«, der Wiederauferstehung und der Glorie.

Dieses Ereignis kann auf zwei Verständnisebenen interpretiert werden: auf der rein chronistischen, historischen, empirischen und räumlich-zeitlichen Ebene oder auf symboli­sche, ini­tiatische und esoterische Weise.

Auf der horizontalen Linie entsteht, blüht und stirbt ein Blumensamen, um einem anderen Blu­­men­samen Leben zu geben. Eine nicht-aufgelöste Individualität stirbt, um anderen, individuellen Eigenschaften Le­ben zu geben; ihr Entstehen und Vergehen hat stets einen existenziellen, präzisen und identischen Verlauf (samsara).

Auf der vertikalen Linie hingegen »stirbt» man auf diesem Weg definitiv, um in einen anderen Zustand einzutreten, der sich in allen Aspekten vom vorigen Zustand unterscheidet.

Der eine Weg verläuft in gerader Linie und parallel zum vorhergehenden Zustand; der andere Weg ist aufsteigender, transzendenter Natur und beinhaltet die Überschreitung des vorangegangenen Zustandes.

Bei Jesus sehen wir, dass er stirbt und anschließend aufsteigt. Das zeigt, dass dieser Prozess von Tod und Wiedergeburt vertikaler Ordnung ist.

siehe Raphael, Feuer der Philosophen
Übersetzung aus dem Sanskrit und Kommentar von Raphael



Mehr Meditationen im Meditationssamen - Archiv