Meditationssamen – Archiv

Tag- und Nachtgleiche Frühjahr 2017

Mandukya Upanischade VII

VII. Sutra der Upanischade:
Er [der vierte Zustand] hat keine bewusstheitliche Erkenntnis von der inneren und von jener äußeren [Welt]; noch hat er eine bewusstheitliche Erkenntnis von beiden; er ist keine homogene Einheit aus Bewusstsein-Erkenntnis, er ist weder bewusst noch nicht bewusst; er ist unsichtbar, nicht handelnd, unfassbar [mit den Sinnen], undefinierbar, undenkbar, unbeschreibbar; als atman ist er die einzige Essenz aus Gewahrsein, ohne irgendeine Spur von Manifestation; er ist in Frieden, wohltätig, er ist nicht dual. [Die Weisen] betrachten ihn als das Vierte (caturtha). Jener ist der atman und als solcher muss er erkannt werden.

»Wer Augen hat, wer sich im Traum befindet, wer schläft und wer jenseits des Schlafes ist: Von diesen vier verschiedenen Zuständen ist der vierte der höchste. In den ersten drei (Vierteln) ist ein Viertel von Brahman enthalten, im Rest sind die anderen drei Viertel.«
(Maitry Upanischade, VII, 11)

»Sein vierter glänzender pada ist das, was jenseits der Atmosphäre erstrahlt;Turiya bedeutet caturtha
(Brhadaranyaka Upanischade, V, XIV, 3)

Raphael kommentiert: »Dieser vierte Zustand kann kein Gegenstand von Sprache sein, er hat keinen Vergleichsmaßstab und bietet sich nicht für wechselseitige Bezüge und Diskussionen an. Seine Wirklichkeit oder Offensichtlichkeit kann nur in Begriffen der »Negation« beschrieben werden, in dem Sinne, dass er nicht das ist, was der sinnliche Verstand wahrnehmen oder denken kann. Man dürfte ihn nicht einmal als »Zustand« betrachten, auch nicht als Gegenstand der Erfahrung oder einen Gesichtspunkt. Er ist auch nicht die ursprüngliche Einheit, denn diese hat die Potenzialität der Dualität bereits in sich. Das Vierte ist das Eine-ohne-Zweites, reine Handlung, mit keinerlei Kraft vermischt. Es ist das Unendliche in seiner wahren Bedeutung. Der Verstand (manas) könnte angesichts dieser Wirklichkeit, die keine bezugnehmende Vorstellung zulässt, ins Schwanken geraten.«

Das ontologische Eine ist der Stamm, von dem die Zweige und die Früchte ausgehen, das Vierte aber ist die unsichtbare Wurzel, die gleichzeitig transzendent und immanent ist. Man kann sagen, dass die Manifestation oder dreifache Natur auf dieser Leinwand »erscheint«, welche die absolute Konstante ohne Zweites darstellt. »Turiya ist die Quelle, die alle Wesen durchdringt«, sagt Sankara.

© Asram Vidya März 2017

siehe bei Gaudapada, Mandukyakarika Upanisad
a cura di Raphael
Bompiani, Milano 2016
sowie
Gaudapada, Mandukyakarika - Jenseits von Sivas Tanz



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