Meditationssamen – Archiv

Februar 2007

Schweflige Würde

Wenn du unter Würde dein berufliches oder gesellschaftliches Ansehen verstehst, verstehst du nicht. Die Würde gehört nicht dem bettlerischen Ich an.

Wer Würde hat, lehnt sich nicht hinaus, um Besitz zu ergreifen, denn er hat die Vollkommenheit und den Daseinsgrund ja bereits in sich. Die Würde verlangt Askese, Verhaftungslosigkeit, Unbewegtheit, Stille.

Es gibt keine Macht, die dir hilft, wenn du ohne Würde bist. Der Schwache wird gebissen, weil er dem Gesetz seines Werden-Daseins folgt, aber glaube nicht, dass man dich zu Gewalt verleitet. Wer Angst hat, dem fehlt die Würde.

Was hat der wahre Mensch zu befürchten? Das Leid? – Es gibt kein Leid für den, der das Leid von Anfang an kennt. Das Leid erreicht das unverwesliche Feuer nicht. – Den Tod? – Es gibt Begriffe, die stehen nicht im Wörterbuch des Unsterblichen. – Oder das Leben? – Wer mit Würde handelt, enthüllt sich entsprechend und lässt sich nicht leben. Das Leben gehört dem, der »kommt und geht«, das Sein lebt aus dem Sein.

Würde ist ein Stil des Seins auf der Ebene des Vielfältigen. Das Ausdrücken dieses Zustands ist keine Frage von Techniken, so wertvoll sie sein mögen. Man kann fallen, aber die Würde verlangt, besonnen, in Schönheit, ohne Lärm, ohne Selbstmitleid und ohne Reue wieder aufzustehen.

Würde ist die Frucht eines höheren Formats, daher die Wirkung von Verwirklichung. Wer die Würde erobert hat, kann anklopfen und die Tore öffnen sich.

© Asram Vidya Februar 2007

aus Raphael, Der Dreifache Feuerweg



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