Post Mortem und Bardo Thödol
Raphael: Der Tod – wie man ihn üblicherweise versteht - existiert in Wirklichkeit nicht.
Das, was wir Tod nennen, wird vom Shiva-Prinzip beherrscht, welches besagt, dass der Tod nichts anderes als eine Umwandlung, eine Bewegung ist, die über die Form (rupa) hinausgeht. Er ist nur ein Wechsel des Bewusstseinszustandes, der für einige auf so unbewusste Weise erfolgen kann, dass das Geschehene nicht einmal wahrgenommen wird.
Der Großteil der Menschheit – vor allem im Westen – findet bis heute keine richtige Beziehung zum Tod. Das Dramatisieren des Ereignisses, das Festhalten an der Form, die Identifizierung mit irdischen Idealen usw. bietet demjenigen, der erkennt und weiß, ein enttäuschendes und kindisches Schauspiel.
Früher oder später wird man entdecken, dass die Geburt dem Gesetz der Begrenzung unterliegt und der Tod demjenigen der Befreiung folgt.
Frage: Sollte das Leben daher eine intelligente Vorbereitung auf den Tod sein?
Raphael: Wenn möglich, auf den dreifachen Tod. Viele Menschen identifizieren sich so sehr mit dem Handeln, dass die physische Ebene die einzig existierende zu sein scheint. Oft wird eine Lebensebene verabsolutiert, die jedoch – obwohl sie ihre Gültigkeit haben kann – weder absolut noch ausschlaggebend ist. Es gibt Menschen, die so stark mit ihren Wünschen, Idealen, familiären, politischen, gesellschaftlichen Zielen verhaftet sind, dass sie meinen, ihre Existenz auf der physischen Ebene würde ewig andauern.
Sowohl das Leben als auch der Tod werden auf übertriebene Weise dramatisiert. Auf der Weltenbühne ist die Identifizierung mit sich selbst so stark, dass man vergisst, dass die eigene Rolle nur aus einem Erscheinen und Verschwinden besteht. Einige bezahlen einen hohen Preis für die Darstellung ihrer Rolle – vor allem nach dem Tod.
© Asram Vidya August 2011
aus Raphael, Jenseits des Zweifels
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