Meditationssamen – Archiv

Tag- und Nachtgleiche Herbst 2005

Farbloses Feuer

Interpretierst du die Wirklichkeit etwa als »Anfang« und »Ende der Zeiten«?

Hör zu, es gibt nichts Schlimmeres, als sich an die dahinschwindenden phänomenalen Trugbilder zu klammern, und es gibt keine größere Torheit, als an das Nichtexistente zu glauben.

Wenn du Gewissheit über dein Wesen haben willst, hoffe nicht und lehne dich auch nicht in die Zeit oder Vorstellung hinaus. Glaube nicht an jene Sicherheit, die dir als menschliche Novelle die Zeit präsentiert. Die Zeit kann dir nur Täuschung und Konflikt bieten.

Deine Gewissheit liegt im Zeitlosen, in jener Zeit, die nicht wird, weil sie die »ewige Stunde« ist.

Wo Zeit ist, da ist Raum, und beide stellen ein Bedürfnis von dir und deine metaphysische Unwissenheit dar. Die Zeit gibt dir Hoffnung und der Raum Trost, aber diese Dinge gehören dem empirischen Ich an und nicht dem Selbst. Wenn du das empirische Ich liebst, wiege dich in Zeit und Raum. Wenn du das Selbst liebst, sei kühn und »töte« die Schlange, die sich in den Schwanz beißt.

Zeit bedeutet »Anfang« und Anfang beinhaltet »Tod«. Geburt und Tod stehen in Beziehung zur Zeit. Aber eine Gegebenheit, die bereits existiert, kann nicht entstehen, und eine Gegebenheit, die nie existiert hat, kann nicht in die Existenz treten. Das Ewige kann nicht entstehen, und das, was nicht ewig ist, hat keine substanzielle Wirklichkeit.

© Asram Vidya September 2005


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