Rezensionen

Welche Demokratie?

Auszüge der Buchbesprechung von M. Schwarz
im Januar 2007

Gespräche über politische Verwirklichung jenseits gesellschaftspolitischer Ideale, die auf Täuschung basieren, sind der Inhalt des bisher überraschendsten Buches von Raphael, das mir vorliegt.

Es ist nicht so, dass ein Buch über Politik völlig außerhalb der Betrachtungswelt eines Metaphysikers vom Range Raphaels liegen müßte. Der Verfasser einer Initiation in die Philosophie Platons (Freiburg im Breisgau, 2002) könnte sich sicher an der Politeia des eigentlichen Begründers der echten abendländischen Philosophie (im Unterschied zur Philodoxie, die heute als Philosophie ausgegeben wird), eben Platon, orientieren.

Aber welche Weisungen zur Realisierung könnte man davon erwarten? Ist doch im Westen eine Orientierung an den universalen Prinzipien, wie sie die Überlieferung uns lehrt, im Rahmen der vorherrschenden Systeme ebenso wenig in Sicht wie eine Transformation dieser Systeme. Es herrscht eben Demokratie, welche scheint da schon überflüssig zu fragen.

Ist doch Demokratie dem Begriff wie dem Wesen nach eine Verkehrung der Ordnung, nach der das Volk geformt werden muß, da die Materie nicht die Form geben, sondern nur empfangen kann. Die Hinweise für eine gute Regierung, die Raphael in den wiedergegebenen Gesprächen mit Schülern (die übrigens authentisch und nicht konstruiert wirken) gibt, entspringen denn auch anders als die ideologischen Wurzeln des zweihundertjährigen Verfalls (die berühmten »unsterblichen Prinzipien" von 1789) »dem Prinzip« (S. 9), sind »daher jenseits der ‚politischen Partei', des ‚religiösen Sektentums' und der ‚kulturwissenschaftlichen Gruppierung', ebenso wie sie jenseits aller Ego-Interessen eines Individuums, einer Nation oder einer Rasse ist.« (ebd.) »Nur ein Staat, der universale Prinzipien widerspiegelt, kann vollkommene Erziehung und Gerechtigkeit sowie authentische Ordnung und Wohlstand bringen.« (ebd.)